DJ Oonops

Borsums Patrick Decker: Der Meister aller Platten

Beim Drittligisten TTS Borsum ist der Tischtennis-Landesmeister die Nummer eins – und als Discjockey hat sich der 45-Jährige sogar in New York einen Namen gemacht

Von Thorsten Berner HAZ Bericht 30. März 2024


Bei den Tischtennis-Fans in Borsum ist Patrick Decker ein Publikumsliebling. Sie mögen sein schnelles Angriffsspiel und seine Emotionen. Er gestikuliert, jubelt, ballt die Faust – und kann sich auch richtig ärgern, wenn mal ein Ball danebengeht. Auch mit 45 Jahren ist er noch der beste Tischtennis-Spieler in Niedersachsen. Gerade hat er bei der Landesmeisterschaft den Titel verteidigt – und beim Drittligisten TTS Borsum ist der gebürtige Hannoveraner die unumstrittene Nummer eins. „Patrick ist aus dem Team nicht wegzudenken“, sagt Teammanager Olaf Sprung.

Es rockt also, wenn er an der Platte steht. Das ist ein gutes Stichwort: Denn Patrick Decker spielt nicht nur an der Platte, er legt auch Platten auf: „Echte Schallplatten.“ Er betont: „Die werden in den Niederlanden unter fairen ökologischen Bedingungen produziert.“ Im Hauptberuf ist Decker Discjockey. Sogar in New York ist er bekannt. Regelmäßig produziert er Beiträge für den Web-Sender „Brooklyn Radio“.

Da geht es etwas entspannter zu als beim Tischtennis. Er legt Jazz, Soul, Funk sowie Hip Hop auf und mixt die Stilrichtungen zu kunstvollen Kompositionen. Das kommt sehr gut an. Brooklyn Radio habe rund 200 000 Follower“, berichtet Decker. „Ich arbeite mit Menschen zusammen, die in der Szene einen Namen haben.“

Der gelernte Produktdesigner hat sich ein größeres Netzwerk aufgebaut und gründete vor zwei Jahren sein eigenes Label mit dem außergewöhnlichen Namen „Oonops Drops“. „Oonops ist lateinisch und heißt Hausspinne“, erklärt Decker. Das Ganze habe aber keinen tieferen Sinn. „Ich fand den Namen einfach cool und passend, weil ich früher nur für mich selbst zuhause aufgelegt habe.“

Nun, eine Spinne hat viele Arme. Decker hat nur zwei, aber wenn er Tischtennis spielt, hat man den Eindruck, dass er mehrere Arme hat – so schnell und variantenreich spielt er. Auch beim Platten auflegen muss man durchaus sportlich sein. Decker dreht an Knöpfen und wechselt blitzschnell die Scheiben. Denn: „Es kommt immer auf den richtigen Mix an.“

Wie beim Tischtennis, wo man stets die beste Mischung zwischen Angriff und Abwehr sowie Schmetter- und Topspin-Bällen finden muss. „Am liebsten spiele ich voll auf Angriff“, sagt Decker. Er lacht: „In meinem Alter ist es besser, wenn die Ballwechsel kurz sind. Das kostet nicht so viel Kraft.“

Was er mit 45 Jahren noch leistet, ist enorm. Bei der Landesmeisterschaft gewann er alle Spiele mit 3:0. Und jüngst bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg bot er Erstliga-Profi Kay Stumper in Runde zwei energisch Paroli. Die ersten drei Sätze verlor der Borsumer, doch er kämpfte sich auf 2:3 heran. In Satz vier hatte dann Stumper vom Erstliga-Spitzenreiter Borussia Düsseldorf und Nummer 22 der Weltrangliste den längeren Atem und gewann am Ende mit 4:2.

„Ich war sehr zufrieden“, sagt Decker. „Und vor 2600 Zuschauern spiele ich auch nicht jeden Tag.“ Auf viele Besucher hofft er auch im Mai. Dann geht er mit dem japanischen Jazz-Trio „Nautilus“ auf Deutschland-Tournee. Am 11. Mai geht’s los. „Dann treten wir beim XJAZZ Festival in Berlin auf“, erzählt Decker. „Das ist schon was Großes.“

Danach stehen acht weitere Städte auf dem Tour-Plan – unter anderem Kiel, Heidelberg und Köln. „Und ein Heimspiel in Hannover“, freut sich Decker. „Am 20. Mai sind wir auf der Dachterrasse des Historischen Museums zu Gast.“ Seine Frau Lisa ist ebenfalls sehr musikalisch. Sie schreibt Songtexte und singt auch selbst. „Das neue Album kommt bald heraus“, sagt Decker. „Sie hat es mit „Nautilus“ und dem Berliner Produzenten von „Jazzanova“ aufgenommen.“

Ein weiteres Projekt heißt „Chop Chop Club“: „Ein Mix aus Tischtennis, Kunst und Musik, mit dem wir auch schon in Hannover aufgetreten sind“, erzählt der Vater von drei Kindern (13, 17 und 19).

Es läuft also gut für Patrick Decker. Wenn da nicht die etwas verkorkste Saison mit dem TTS Borsum wäre. In der 3. Liga Nord liegt das Team vor dem letzten Spiel mit 7:27 Punkten auf Platz acht. Der würde in der Zehner-Liga gerade noch zum Klassenerhalt reichen. „Wir hatten in dieser Saison viel mit Krankheiten und Verletzungen zu tun“, bedauert Decker.

Am 16. April treten die Borsumer noch beim Siebten TSV Schwarzenbek an. Bei einer Niederlage müsste der TTS auf Ausrutscher der Konkurrenten SVH Kassel und Füchse Berlin hoffen. „Wir wollen die Sache mit einem Erfolg selbst regeln“, sagt Patrick Decker. Er und seine Kollegen wollen das Ding rocken.