Conny Schmidt wusste nachher nicht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. "Wir waren echt dran an einem Sieg, damit hatte keiner gerechnet" sinnierte die Nummer drei des TTS Borsum am Samstagabend nach der knappen 4:6-Niederlage bei der Premiere des Aufsteigers in der 3. Tischtennis-Bundesliga. Mit zwei Einzelsiegen war Schmidt maßgeblich daran beteiligt gewesen. „Sport ist nicht immer gerecht schüttelte Teammanager Olaf Sprung immer wieder den Kopf"
Olaf Sprung hatte gleich zu Beginn mit einem Schachzug Erfolg. Er stellte das eigentliche Spitzendoppel Patrick Decker/Marius Hagemann gegen den TTC Ruhrstadt Herne an Nummer zwei auf - und die beiden schafften nach exakt 26 Minuten und fünf Sätzen tatsächlich den allerersten Borsumer Punktgewinn in der 3. Bundesliga. Conny Schmidt/Patrick Landsvogt verloren ihr Viersatzspiel zum 1:1-Zwischenstand. "So ein Start ist wichtig für die ganze Saison. Wir haben gezeigt dass wir mithalten können", freute sich der Teammanager.
Nach den beiden Doppeln spielen die Vierermannschaften dieser Klasse dann noch maximal acht Einzel - bei sechs Siegen eines Teams ist aber Schluss. Einige der 135 Zuschauer hatten vor Beginn ein 0:6 befürchtet, doch ihnen wurden alle zehn möglichen Spiele binnen etwas mehr als zwei Stunden geboten.
Die größte Überraschung waren zweifellos die beiden Siege von Conny Schmidt über den Jugend Nationalspieler Kirill Fadeev (3:2} und den Kanadier Merko Madjugorec (3:0). Der Gymnasiallehrer aus Rotenburg an der Fulda, der beim TTS bereits in seine sechste Saison geht, staunte selber: Vor allem den klaren zweiten Sieg hätte ich so nicht erwartet. Doch bei ihm klappte an diesem Tag fast alles. Auch zur Freude seiner Eltern, die zu jedem Spiel die 180 Kilometer aus dem thüringischen Mühlhausen anreisen. Ihr 28-jähriger Sohn belohnte damit die Entscheidung der Borsumer Verantwortlichen. Nach drei Meisterschatten binnen vier Jahren endlich das Aufstiegsrecht wahrzunehmen. "Es war ein tolles Gefühl. Natürlich auch, weil die Kulisse dreimal so groß war wie in der Regionalliga" freute sich Conny Schmidt. Er hatte seine Stärken optimal ausgespielt: gute Aufschläge, schnelle Beine.
Im Spiel gegen Uros Gordie wuchs beim Borsumer Patrick Decker mit jedem Punktgewinn das Selbstbewusstsein. Nach dem zweiten Satzgewinn des Borsumer knallte der Herner entnervt seine Schläger auf die Platte, ließ sich von TTC- Vorsitzenden Artnur Sehern trösten und motivieren. Dennoch gewann Decker auch den nächsten Satz, mit 11: 2 sogar noch deutlicher. Dass er anschließend im Spitzeneinzel gegen Lev Katsmann beim 0:3 keine Sonne sah, kratzte den 41 Jährigen dann aber doch: "So hoch habe ich schon lange nicht mehr verloren." Decker war vergangene Saison schließlich der beste Spieler aller Regionalligamannschaften.
Beim Zwischenstand von 4:4 nach eineinhalb Stunden schnupperten die Borsumer sogar an einen Sieg. Doch Marius Hagemann und Patrick Landsvogt (trotz 2:0-Führung) verloren dann ihre Fünfsatzspiele hauchdünn."Ich bin plötzlich ins Denken gekommen ". sagte Hagemann. Und Landsvogt: "Eigentlich hatte ich Fadeev im Sack, doch dann knackte er mich, weil er mein Spielsystem besser gelesen hatte.
" Mit der Leistung bleibt Borsum in der 3. Liga, auch mit der Halle und dem Publikum ist der TTS eine Bereicherung für die Liga", lobt. Hernes Vorsitzender Schemp. Nun muss nur noch der erste Sieg her.